Beltane und die Finsternis

Liebe Schwester,Eigentlich ist jetzt die Zeit von Beltane, dem Fest der Liebe, der Fruchtbarkeit, der ausgelassenen Feiern und der Leidenschaft. Der heiligen Hochzeit zwischen männlich und weiblich. Der Freiheit, der Tabu- und auch Schamlosigkeit. Beltane läutet die lichte Hälfte des Jahres ein.Als Sonnenfest mit festem Datum ist es im Tanz in den Mai und dem Setzen von Maibäumen für uns bewahrt geblieben.Als Mondfest – am 5. Vollmond nach der Wintersonnwende – ist es dieses Jahr erst am Freitag, den 5.5., soweit. Parallel zu einer Mondfinsternis (bei uns zwar nicht sichtbar, aber auch wieder spürbar).Gerade befinden wir uns zwischen zwei Finsternissen – der Sonnenfinsternis am letzten Neumond und der Mondfinsternis jetzt zu Vollmond.Diese zwei Wochen nehme ich wahr wie ein Tor. Außerhalb der Zeit. Ein leerer Raum, in dem alles geschehen kann.Draußen fängt alles bereits an zu blühen und die Sonne gewinnt an Kraft und will das Fest der Liebe feiern.Und im Innen – ist bei mir alles gleichzeitig. Nichts und alles und halb und gar nicht und ganz.Das Fest der Lebendigkeit. Einerseits. Und dieses Jahr ist diese Zeit für mich sehr verdichtet. Der Jahreszyklus schließt sich. Die Enden der dunklen und der hellen Jahreszeit treffen sich jetzt und – bääm! – Leben und Tod sind eins.Meine Katze ist gegangen. Über die Schwelle in die andere Welt. Genau jetzt, zu Beltane, genau jetzt, im Tor zwischen den beiden Finsternissen. Es macht mich unendlich traurig, auch weil es so plötzlich kam für mich. Und gleichzeitig ist da das Leben, das überall ruft.Mit meinen Eltern habe ich gerade noch einige Stunden lang Patientenverfügung, Betreuungsvollmacht und all diese Themen besprochen und geregelt. Seltsam, gerade jetzt. Und doch fühlt es sich stimmig an.Dass sich alles vermischt gerade. Dass die Pole wie Leben und Tod nicht mehr weeeeeit auseinander liegen… Samhain im November… Beltane im Mai… Nein, die Welt ist beschleunigt und hat gerade keine Zeit für „eins nach dem anderen“. Ich weiß, es gibt eine Zeit zu leben und eine zu sterben. Und doch ist ein Leben „im Angesicht des Todes“ ganz besonders wertvoll.Für mich ist es ein Zeichen, und vielleicht ja auch für dich, wenn alle Gefühle gleichzeitig um Aufmerksamkeit buhlen, Trauer, Lachen, Vergänglichkeit und pures Leben…Und mir bleibt so nur eine Antwort auf all meine Sinnfragen gerade: ich will die Liebe in jedem Moment finden. Will mich nicht getrennt fühlen, sondern verbunden. Ich will die Liebe und das Leben in jedem Augenblick herausfiltern, sie aufspüren wie eine Goldsucherin.Wozu sonst sollte das Leben da sein? Um sich am Ende zu fragen – wovon hab‘ ich zu wenig gemacht? Ich will all die profanen Augenblicke verwandeln in göttliches Licht. Und die Finsternis nicht aussparen. Gerade im Dunkeln ist auch ein winziges Licht am besten zu erkennen.Magst du mit mir das Gold suchen und finden? Magst du auch einladen, überzufließen vor Liebe, weil es das einzige ist, was wir haben und wirklich sind? Den Rest wieder zu verlernen und dich zu erinnern an das Gold in dir und in den anderen?Ich bin gerade sehr dankbar für all den Frieden. Für all die Liebe. Für all die Gelegenheiten, unterstützen zu dürfen und die Schönheit der manchmal dunklen Welt wieder so klar zu erkennen.Ich wünsche dir einen wunderschönen Mai. Einen Mai, der uns zeigt, wo überall die Blüten blühen und die Sonne scheinen kann. In den hintersten Ecken unserer Herzen.

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